GRINGOSTYLE – Reittour durch Patagonien

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  • Text 13.01.2013
  • Text 13.02.2013
  • Text 01.03.2013
  • Text 17.03.2013

Wir sind:
Philipp
(*1976): Lehrer aus Hamburg im Sabbatjahr
Timo  (*1976): Strategische Beratungen und Interimsgeschäftsführungen. Gründer Saaldeck Café & Bar in Berlin (verkooft).

Unsere Pferde waren:
Pinto:
Gefleckter Criollo-Wallach (12) schreckhaft, ängstlich aber willig
Romano: Karmellfarbender Criollo-Wallach (12) Auch etwas schreckhaft, super Physis, bockig.
Rocky-Adolfo: In Junin de Los Andes ersteigert. Reinrassiger Criollo (4) gutmütig, neugierig, unvoreingenommen mit trainingsbedarf und geringer Ausdauer.

 

Wie es dazu gekommen ist?
Wir starteten am 4. November 2012 mit dem Reiseziel Brasilien um dort ausgiebig zu Kitesurfen.
Nach zwei wellenreichen und windigen Monaten im Atlantischen Ozean kamen wir auf die Idee das Reiten auf der Estancia Aventura in Paraquay kennenzulernen. Nach ca. einer Woche, es war ein lauschiger Poolabend, begeisterte uns die Idee, diese Reise zu Pferd weiterzuführen so nachhaltig, daß wir nun mit drei Pferden durch die argentinische Bergwelt reiten.

 

 

Ich verlasse nun für einen guten Monat die Virtualität bzw. die Spähre aller elektromagnetischen/optischen Netze.
Zusammen mit Philipp geht’s nun von Mendoza 750 km weiter Richtung Süden nach Chos Malal. Dann mit dem 4×4 weitere 190 km nach Norden Richtung Zapata (Nordpatagonien). Irgendwann werden wir dann auf´s Pferd umsteigen, weil´s via Fahrzeug nicht weitergeht. Ziel sind die Winterweiden einer Estancia (wir haben hier zur Zeit Sommer). Die Estancia selbst dient wohl vornehmlich touristischen Aktivitäten.Ungefähr 5 Reitstunden von dieser Estancia entfernt werden wir unsere Basis auf der Estancia der Winterweide aufschlagen, aber die Woche über einige Reitstunden entfernt in Feldlagern verbringen.
Wir? Wir sind 2 Gauchos, ikke und Philipp! Wir werden dort „arbeiten“. Tagtäglich werden wir mit den Pferden unterwegs sein und in der Pampa leben. 1 Monat ohne Strom, Handy und „fazebook“. Für uns ist es eine Vorbereitung/Testphase für weitere Monate mit unseren Pferden in wenig erschlossenen Gebieten. Anbei Fotos unseres kauboischutings, mit unseren Reitutensilien, daß auch grandiosos zur Belustigung des Publikums im wunderbaren Hostel Independencia in Mendoza beigetragen hat (Noch ist alles nur ein bisschen Cowboy-Fasching.
Schaun wa mal, wo wir uns selbst verorten werden). Ich wünsche allen eine gute Zeit. Vielleicht werde ich mal ausbrechen und am Wochenende (m)ein Pferd und meinen Notebook schnappen und 5 Stunden in die nächste Ortschaft reiten um connected zu sein. Vielleicht aber auch nicht.Horrido TimO
Colipilli. Auf der einen Seite einfach, ehrlich, proletarisch, mit einem Hauch Romantik, auf der anderen Seite dreckig, dunkel, unheimlich mit Tendenz zur 1a Kulisse für einen Horror Thriller.. Doch nicht so abgeschnitten wie vermutet. Schotterpiste in der Nähe und Strom zeitweise vorhanden. Aber trotzdem sehr abgelegen; in der Nähe nur ein Indianerreservat. Der nächste größere Ort, El Huecu, 25 km entfernt.
Nachdem wir unsere Pferde mit einem Tagesritt überführt hatten, ging es ans gegenseitige kennenlernen. Der eine weiß-braun gefleckt, der andere karamell mit „römischer Nase“. PINTO + ROMANO. Da ich wie Philipp nahezu keine Reiterfahrung habe, als Teenager auf Spiekeroog ein paar Ostspitzenritte und Ausritte zum alten Hafen und die kürzlich verbrachten 2 Wochen auf der Estancia Aventura, kann ich an dieser Stelle nix fachmännisches über die beiden Wallache zum Besten geben. Laienhaft würde ich sagen: Beide ziemlich schreckhaft und aus der argentinischen Bergwelt bisher nie herausgekommen. Pinto aufmerksam und nervöser. Romano dominanter und sturer. Eigentlich sollten wir auch noch ein Maultier erhalten, daß die Packtaschen tragen sollte. Doch es war bereits verkauft. Neben touch and play + kleinen Ausritten bestand der zweite bedeutsame Part dieser Woche aus dem Erwerb des nötigen Materials, wie Sätteln, Zaumzeug, Halftern, Packtaschen , Packsattel, Kochgeschirr etc. Und hier fügte sich das Leben wieder einmal wie das südhessische Dippschen zu dem passenden Deckelschen. Unser Patron vermittelte uns einen US-guy, der genau das Geraffelt verkaufen wollte, daß wir benötigten. Er kam vorbei, wir haben´s uns angeschaut und für 2000 US-Dollar gekauft. Neben den genannten Sachen war noch jede Menge Kleinkram dabei, wie Walkie-Talkies, Fernglas, Werkzeug zum Pferde besohlen, Medikamente für Mensch und Tier und vieles mehr. Als zusätzliche Dreingabe brachte uns der US-guy noch den Double-Diamond bei. Eine Seilkonstruktion mit der schon die US-Kavellerie das Gepäck auf Packpferden bombenfest verzurrte. – bei ungewollten Packpferdrodeo sehr hilfreich 😉
Dazwischen vertieften wir einen neungelegten Brunnen und experimentierten mit Wasserleitungen um die Wasserversorgung der Estancia auch in Zukunft zu gewährleisten. Der Ruf des german engeneers eilte uns voraus 😉
Inzwischen war der Patron abgereist und wir sollten in der zweiten Woche mit den Gauchos in die Berge ziehen um neue Zäune zu setzen. Entweder sie erschienen nicht zur vereinbarten Uhrzeit oder sie verschoben das Ausrückdatum von Tag zu Tag. Letztendlich hatten wir das Gefühl, daß sie keinen Bock auf uns hatten. Ihre schlichte minderwertigkeitskomplexorientierte, rassistisch und sexistische Kommunikation der vergangenen Tage ließ dies vermuten und sich auf folgende Begriffskomplexe reduzieren: Ihr Gringos. Wir Gauchos. Chiccas. Ficken. Wobei Chiccas und ficken als getrennt zu betrachtende Komplexe sind, weil ficken nicht nur im Kontext mit Chiccas vorkam. Sicherlich auch aufgrund der etwas schrägen Stimmungslage auf der Estancia Colipilli hatte sich Philippp dazu entschlossen Mitte der Woche für ein paar Tage auf eine Landwirtschaftsmesse mit Vieh-+ Pferdeauktion zu fahren. Für mich kam das nicht in Frage. Endlich in der Pampa und Einsamkeit, warum sollte ich in den Trubel fliehen. Doch im Fortlauf spitzte sich die Lage auf der Estancia merklich zu. Spätestens seit dem sich die sexuellen Anspielungen nicht mehr nur auf virtuelle Chiccas bezogen sondern ich peu a peu das Thema dieser Anspielungen wurde empfand ich die Stimmung zunehmend als bedrohlich. Geschehnisse wie die Nachfrage, wo ich heute schlafen werde, das Entfernen eines Gewehres samt Munition aus meinem Zimmer, überhaupt das ungefragte eindringen in meine Privatsphäre und das ganze immer garniert mit so einem komischen Zuzwinkern von einem der Gauchobrüder. Die Nummer wurde mir zu heiß. Ich sattelte mein Pferd, packte die kleinen Satteltaschen und verließ die Estancia unbemerkt durch ein nicht einsehbares Gatter. Mein Ziel und Fluchtpunkt war Huciencai. Ein weites Tal, daß sich kilometerweit in die Berge erstreckt. Wohlgemerkt, alles Estancia-Areal. Oben im Tal sollte es eine Hütte geben. Die Schlüssel hatte ich eingesteckt. Es war ein sehr windiger Tag. Wäre ich noch am Meer gewesen, hätte ich wohl den 7er Kitte aufgebaut. Den Kauboihut festgezurrt querte ich Anfangs noch staubige von Dornengebüsch und Büschelgras gebrochene Ebenen um nach einigen Kilometern in ein sich verengendes immer grüner werdendes Tal vorzustoßen. Kleine Pappelhaine auf fetten Wiesen. Kahle Bergpanoramen in Hintergründen und flüchtendes lamaähnliches Wild die Hänge hinauf. Schimpfende Vögel im Paradies. Die saftige Weite entspannte mein Herz in Koexistenz mit wachsender Anspannung von Pinto, ob der unbekannten Landschaft und heulenden Geräuschkulisse. Das erste mal ganz alleine wir Beiden. Seine Ohren hoch aufgestellt, schnellen Schrittes, immer schneller werdend, hasteten wir durch tosende großartige Landschaft. Erst mit Trab, dann mit leichtem Galopp versuchte ich seine Anspannung zu lösen. Vorbei an einem der zahllosen Buschwerke, dahinter ein schwarzer sehr fortgeschrittener Kuhkadaver. Abrupte scheuende Ausweichbewegung nach rechts. Dieses Risiko bergen unbekannte Galoppstrecken. Aber so wird man schnell sattelfest 😉
Nach gut 2 Stunden des Weges kam im Anbetracht eines sich immer weiter öffnenden Tales die Frage auf: Wo könnte hier die beschriebene Hütte sein? Irgendwo wo Wasser sein könnte. Bäume sind in dieser Gegend zumeist gute Indikatoren dafür. Aber Bäume gab es hier zahlreich. Vielleicht dort hinten rechts im Pappelhain. Minuten später konnte ich Umrisse eines dunklen Gebäudes erkennen. Nach gut einer halben Stunde näherte ich mich mit einem immer nervöser nüsternden Pinto. Seine Anspannung begann sich auf mich zu übertragen. Der Wind heulte nur so durch die Pappeln, eine offene Nebentür schlug, die Haupttür schien verschlossen. Das Ganze Setting hatte etwas Gespenstisches. Die letzten Meter musste ich Ihn führen. Er wollte einfach nicht mehr vorangehen. Ich machte ihn an einen der Pappeln fest und schaute mir das Natursteinhüttchen genauer an. Einfach und dreckig mit Ofen, Matratze und einer Dusche. Hier wollte ich nicht bleiben. Pinto war kurz vorm Ausrasten. Ich löste den Knoten und bewegte mich mit ihm bergauf um oberhalb der Hütte nach Wasser zu suchen. Wenn er sonst gut einen Meter Abstand heilt, wenn ich ihn am Halfter führte, lief er nun dicht auf und hielt Kontakt zu mir. Jetzt nur nicht den falschen Weg aussuchen. Ein Kratzen vom trockenen Buschwerk an den Satteltaschen zuviel und er macht einen schreckhaften Satz nach vorne. Wir fanden Wasser. Aber nach Trinken war ihm nicht mehr zumute. Wir verließen den Ort und die Situation entspannte sich. Schließlich fand ich nach weiteren zwei Stunden eine schöne passende Stelle und entschloss mich Lager zu machen. Pferd + Zelt aufbauen ist eine weitere Story. Nur soviel. Sucht Euch einen starken Baum, an dem ihr das Pferd festmachen könnt und wählt den Standort des Zeltes nicht zu nah am Pferd 😉 Der Tag endete entspannt in wundervoller Abendstimmung.
Am nächsten Tag kehrte ich am späten Vormittag auf die Estancia zurück. Sie hatte sich verändert. Schien dunkler, das Auto der Gauchobrüder schien psycho-schrottiger, das Summen der Fliegen bei Eintritt in unser Zimmer klang lauter und die Blicke der Gauchos waren noch verstohlener. Zu meinem Leidwesen hatte ich die Position der Griffe einer unserer Kommodenschubladen vor meiner Nacht im Tal Huciencai präpariert. Jemand hatte unserer Sachen durchwühlt – soviel stand fest. Als ich dann nach dem Mittagessen im Privatzimmer des Patrons vor dem Fernseher auf dem Bett saß um wunschgemäß den HD-Recorder dazu zu bringen, die abendlichen NFL Play-Offs aufzunehmen, standen sie plötzlich wieder da. Der eine körperkontaktnah und faselten irgendwas von Pornokanälen und „manual“. Nein! Es gibt keine Pornokanäle! Nix manual! Nach ein paar Minuten zogen sie endlich von dannen. Für mich war klar: GAME OVER! Es war Samstag, wir würde das werden, wenn die sich volllaufen lassen? Welche Chance hatte ich gegen zwei. Und wenn schon, es gab noch 10 andere Brüder von denen. Hier könntest Du Dir die Seele aus dem Leib brüllen, es würde keiner hören. Geschunden und gefesselt auf dem Bett des Patrons. Stellvertretend vergewaltigt für die ganze weiße Großgrundbesitzer und kleine Gauchos/Bauern Problematik. Mein Kopfkino rannte. Hey Alter, der Film ist optional. GAME OVER! GAME OVER! GAME OVER! Zieh dich raus, das ist nicht Dein Abendteuer! Um 18 Uhr verließ ich mit dem bepackten Pinto die Estancia Richtung El Huecu. Nach gut einer Stunde hatte ich Handyempfang und schickte eine sms an Philipp. Ich ließ ihn fast drei Stunden durchtraben.In der Abenddämmerung erreichte ich El Huecu. Der Wind blies fast so stark wie gestern. Und wenn man sich menschlichen Anballungen nähert, steigt die Müllwahrscheinlichkeit um ein Vielfaches. Ein Problem, wenn das Pferd panische Angst vor sich bewegenden Plastiktüten hat. Spannungsreiche Querung des Ortes. Recht viel los. Wochenende. Hier ist Unsereins kein Tourist, das kennen die hier nicht. Hier ist man ein Fremder der höchstens angeschaut und zumeist ignoriert wird. Die Dunkelheit bricht an. Ich erreiche erleichtert Ginnis Shakra. Ginni ist eine x-Frau unseres Patrons. Ehemaliges Model, Künstlerin, James-Bond-Stuntgirl, us-highsociety-Frau. Das ganze humane Potential dieser Estancia Ranquilco gründet auf schönen Hippigestalten aus sehr wohlhabenden us-Familiendynastien. Ginni selbst war wie Philipp auf dieser Landwirtschaftsmesse in Junin de los Andes. Aber Virginia und Bob aus Colorado waren da. Virginia ist die Coautorin einer Biografie von Ginni, die die Beiden gerade ausarbeiten. Bob ihr Mann ist ein pensionierter Farmer und sehr erfahrener horsebacktourguide. Beide um die 50. Es war Klasse, daß sie da waren, mir zuhörten und mir Unterschlupf boten. Die Spannung fiel ab und ich ins Bett. Am nächsten Abend kam Philipp zurück. Er war überglücklich, fast euphorisch. Er hatte ein schönes 3-jähriges Pferd ersteigert. Es gab viel zu erzählen. Wir sprachen mit dem Patron und entschieden uns den Standort zu wechseln.
Am nächsten Tag holten wir unsere verbliebenen Habseligkeiten von der Estancia Colipilli ab. Abends feierten wir mit einem deftigen Assado die Ankunft Philipps Pferdes. Im Verlaufe der dritten Woche ritten wir auf unseren 3 Rackern mit nächtlichen Zwischenstopp in Butamallin nach Ranquilco, der Hauptestancia, und bezogen dort ein schrottiges Stallgebäude ohne festen Boden mit Holzofen und Matrazenlager. Der Ort an sich ist wunderschön. 10 Reitminuten vom Casa Grande, inmitten eines kleinen Tales mit vielen hohen Pappeln und rauschenden Bächlein. Das Casa Grande mit Nebengebäuden ist herrschaftlich-märchenhaft hergerichtet. Große Terrasse mit orgiastischen Fototapetenblick auf Fluß, Canyon und Berge, alten Springbrunnen im Eingangsbereich und einen fast eyes wide shut (stanley kubrick) anmutenden Festsaal mit mannshohen Kamin, Rittertafelrunde und allerlei symbolischen Tannt. Ausstaffiert ist das Arrangement mit Bumsröckchen tragenden Volontärinnen in verschiedenen Funktionsbereichen ergänzt von männlichen Außendienstlern, die vornehmlich damit beschäftigt sind 300 US-Dollar/Tag zahlende Reittouristen durch die angrenzende Bergwelt zu führen. Wir befinden uns hier in einem kleinen Märchenreich in der Größe von 300 Millionen Quadratmetern = einer Quadratseitenlänge von 17 x 17 km = einmal drumherum ca. 70 km. Hier und da in diesem Reich befinden sich romantische Honeymoon-Hüttchen, attraktive Häuser, verwahrloste Ställe und dunkle Orte. Wie erwähnt ist im Zentrum das Casa Grande, daß auf die installativen und performativen Lebensbedürfnisse der Herrscherfamilie und ihren zählenden und nicht zahlenden Gästen zugeschnitten scheint. Sicherlich am meisten auf die Bedürfnisse des Herrschers selbst 😉 Seiner Offenheit und seinem Sinn für unkonventionelle Vorhaben verdanken wir die Möglichkeit uns zu guten Konditionen in seinem Reich auf unseren Trip vorzubereiten. Dafür gaben wir ihm ein wenig Arbeitskraft in Form von der Herstellung einer Rinne durch unwegsames Land für Wasserleitungen für eine Turbine und einen kleinen „warpers-Propagandafilm“, den wir uns aus den Rippen kreierten. Werde ich hier bei fazebook verlinken. Und weil dieses Reich so verwicklungsreich, attraktiv und fast ein bisschen verwunschen ist, müssen wir uns immer wieder auf unsere Ziele konzentrieren. Die letzten Sätze mögen etwas schräg klingen. Aber wir haben hier immer wieder mit Menschen zu tun, die einen verwickeln und von den eigentlichen Vorhaben einer kleinen von Pferden getragenen Expedition, ablenken. Holzauge sei wachsam! Das ist unser Status.Wir sind Pferdeanfänger, die sich im Eiltempo zu Fortgeschrittenen entwickelt haben und nun ihr Meisterstück angehen werden. Und bei den ganzen starken Egos, die uns begegnen, gilt es sein Ego zu behaupten und sich nicht mehr als es dem eigenen dient, verwickeln zu lassen. Amen!
Wir haben hier viele schöne Ausritte gehabt, das eine oder andere mal die Nacht in der Wildnis verbracht und so einige Schrecksekunden durchlebt. Nun geht es los. Morgen, Mittwoch den 13.02.2013, werden wir den Trip beginnen. Philipp, Romano, Pinto, Rocky-Adolfo und Timo ziehen nun los. Erstmal Richtung Norden um dann in einem großen Bogen nach Süden. Ich werde weiter berichten.Horrido!
Am entspannendsten ist es, wenn wir uns wie ein kleiner Zug mit ganz gleichmäßigen Leichttrabtempo (8-9 km/h) tranceartig durch die Landschaft bewegen. Vorne reite zumeist ich mit dem bepackten Romano an der Leine und hinten Philipp mit der Gerte in der Hand, falls Romano mal wieder nicht so will, wie wir es wollen. Unsere mittlere Tagesdistanz lag bisher bei 33 Kilometern. Mal ein paar Kilometer mehr, mal ein paar weniger. Dafür benötigen wir dann nach Adam Riese 5-6 Stunden inklusive ausgedehnter Siesta wenn die Sonne am höchsten steht. Vorgestern waren es dann mal 40 km von den Lagunas Epulauquen nach Las Ovejas. Unsere Pferde schienen diese Distanz ganz gut zu verkraften, nur unsere Hinterteile kamen dann leicht gereizt an ihre Grenzen. Ob sich da irgendwann auch mal Hornhaut bildet? Mittlerweile haben wir innerhalb von 14 Tagen sechs Tagesetappen geritten und gut 200 km zurückgelegt. Unsere Unterkunftsart hielt sich die Waage. Die Hälfte in Hosterias (kleine einfache Hotels; unseren Jugendherbergen ähnlich) und die Hälfte im Zelt. Egal ob in der Hosteria oder im Zelt auf der Pferdedecke. Spannend ist es immer wieder einen adäquaten d.h. optimalerweise saftig grünen Campo zu finden. Mal der Hinterhofgarten einer Hosteria, mal ist der Campo auch gleichzeitig unser Zeltplatz. Manchmal ist der Campo 3 argentinische bzw. 5 reale Kilometer in den Bergen, manchmal ist er karg und furztrocken und manchmal sumpfig saftig zum verweilen schön.Zur Zeit ist er eher weniger ergiebig, so daß wir gleich nochmal losziehen um Hafer zu kaufen. Dann wird zugefüttert. Fest steht. Wenn wir mit den Pferdchen angekommen sind, durchgefedert, der Arsch zwickt und die Bauchmuskellatur brennt – ist noch einiges zu kommunizieren und zu tun, bis die Cola oder das erste
Bier die Kehle herunterrinnt.

Die Orte, die wir bisher angesteuert haben, hatten die Größe von ein paar Häusern bis 5000 Einwohnern. Tendenziell gibt es hier ein bisschen touristische Infrastruktur, wie die angesprochenen Hosterias und Touristenbüros, die personell kommunistisch großzügig mit Personal besetzt sind. Die Region ist etwas wohlhabender und die Menschen offener als in der Gegend um El Huecu. Es gibt Bergbau (Goldminen etc.) und Dienstleister, die Leute haben mehr Geld, es gibt kleine Geschäfte mit Wohlstandsprodukten und Pferde als Fortbewegungsmittel, bzw. das Gauchodasein ist weniger präsent. Ich empfinde das ajs angenehm, da es den Nebeneffekt hat, daß die Leute einen interessierter und freundlicher begegnen, da sie es amüsant finden das zwei alemán Brokebackmountainguys zu Pferd durch ihr Land reiten und sich eines Fortbewegungsmittels bedienen, daß immer noch identitätsstiftend ist, Pferde gehören zu Argentinien wie Fussball und Rinder, aber als Fortbewegungsmittel von Motorrädern und Autos verdrängt und so in den Bereich der Folklore und Freizeitgestaltung verschoben wurde. Unseren folkloristischen bzw. sensationellen Impetus merken wir auch daran, daß man in den Dörfern bzw. kleinen Städten, die immerhin gut 20 bis 30 km auseinanderliegen, schon vor unserer Ankunft wusste, das wir kommen werden.

Trotz der Distanzen ist hier alles so miteinander verbunden, als wäre es ein kleines Dorf.
Wie geht’s weiter: Unser Plan sieht nun vor, daß wir nach unserem Nordschlenker ab morgen den 01.03.2013 Richtung Süden reiten werden. Es sieht ganz danach aus, daß wir auf diesem Weg El Huecu ansteuern werden um unser Packpferd Romano zurückzulassen und gepäcktechnisch auf das Notwendigste reduziert mit zwei Pferden weiterreiten. Wir wollen die Schlagzahl etwas erhöhen, mehr Strecke machen und etwas sportlicher werden. Nicht wie die Appachen, die Ihre Pferde ritten bis sie tot umfielen und aufgegessen haben (Zitat aus dem Film „Geronimo“ aus dem Jahr ?), aber mal antesten was für Mensch und Pferd möglich ist.
Nahziel ist Laguna Aluminé (passt ja 😉 Mittelziel: St. Martín de los Andes (600km) Fernziel ist San Carlos de Bariloche (ca. 900 km) oder El Bolson (1100 km). Schaun wa mal. Die Antworten aus der Realität auf theoretische Vornahmen sind auf diesem Trip sehr schnell, direkt und manchmal schmerzhaft – gut so! 😉

Horrido

TimO

Wir haben unsere Tour beendet.Am 10.3. sind wir mit unseren Pferden nach Buta Mallin geritten und haben sie wieder der Campoweite übergeben. Philipp hat sein Pferd Rocky-Adolfo nicht verkauft, weil der Deal platzte. So weidet es fortan in den argentinischen Bergen unter der Obhut Sky´s, der Tochter des Patrons. Es bleibt unser Brückenkopf in das Märchenreich der Estancia Ranquilco.
Doch wie kam es dazu, dass wir den Marsch in den Süden trotz Ankündigung nicht unternommen haben? Meinen letzten Bericht hatte ich von Los Ovejas abgesetzt. Von dort waren wir in einem sehr zügigen Ritt über gut 43 km nach Huinanco geritten, wollten eigentlich nach Andacollo, wo wir zufällig 3 Feuerwehrleute wiedergetroffen haben, die uns eine Woche zuvor in einem Nationalpark halfen, als Philipps Pferd ein Hufeisen verloren hatte. Sie vermittelten uns ein kleines Holzhäuschen im Garten eines Einfamilienhauses, wo wir für die nächsten 4 Tage bleiben sollten. Und wie es bei uns so ist, kam Philipp dann spontan auf die Idee eine Fiesta zu feiern. 15 Min. später lag das gefesselte Ziegenböckchen auf der Ladefläche des Pickup. Eine halbe Stunde später hatte ich meine erste Ziege geschlachtet. Das Röcheln des sterbenden Tieres nachdem ich ihm die Klinge durch die Kehle gerammt hatte, die Verwandlung von einem verzückend süßen Zieglein mit seiner Lebendigkeit zu einem Stück Fleisch auf einem Assadospieß, sein gespenstisch aussehender enthäuteter Kopf und seine nur zwei Stunden später fein gebratene Leber werden mir in Erinnerung bleiben. Diesen Akt des Tötens vom Fleischkonsum zu trennen, wie es bei unserer Fleischthekenmentalität ganz normal ist, funktioniert nun bei mir nicht mehr – vorerst. Zwei Abende später gab es dann ein feucht fröhliches Assado mit den Feuerwehrjungs und einigen Mädels aus dem Nachbarort. Meine Erinnerungen daran enden im Rausch der Nacht. Am nächsten Morgen waren dann auch noch die Pferde verschwunden. Vollkommen verkatert und jenseits von Gut und Böse konnten wir sie Zierblumen knuspernd in einem Vorgarten in der Mitte des Ortes antreffen.Am nächsten Tag ritten wir nach Andacollo zu der Hosteria, wo wir auf dem Hinweg bereits genächtigt hatten. Wir wollten Philipps Pferd verkaufen. Uns war immer klarer geworden, dass es aufgrund seines Alters den Strapazen einer derartigen Tour einfach noch nicht gewachsen war. So war die sportliche Fortsetzung des Trips mit ihm undenkbar. Der Plan war jetzt Rocky-Adolfo zu verkaufen und mit Romano, unserem Packpferd, weiterzureiten.
Der Patron der Hosteria in Andacollo wollte Philipps Pferd kaufen, aber erst nächste Woche, weil er nicht genug Bargeld beisammen hatte. So ritten wir erstmal zu fünft weiter. Auf dem Ritt von Andacollo nach El Cholar offenbarte mir Philipp unverhofft seine Entscheidung, nicht weiterreiten und nach Buenos Aires zum Tango tanzen reisen zu wollen. Tja, da stand ich, besser gesagt saß ich erstmal da auf meinem Pferd und voltigierte meine Gedanken. Soll ich alleine weitereiten? Wie wird der Weg und die Modalitäten herum zu bewältigen sein? Will ich das tatsächllch oder geht es eher um eine km-Zahl als Symbol für den berittenen Ritterschlag? Neben diesen zentrierten Überlegungen spielte ein wichtiges Moment maßgeblich in die Entscheidungsfindung herein. Wir haben auf den letzten Etappen zunehmend feststellen müssen, dass unsere Pferde mit dem Geröllstrassen Probleme haben. Sie gingen einfach immer komischer, machten kein Tempo mehr und erschienen unlustig. Sobald wir mal weicheren Untergrund hatten, waren die Symptome verschwunden. Der Weg in den Süden würde auch viel über Geröllstrassen führen. So führte ein ganzer Strauss aus Merkmalen zu meinem Entschluss, die Reise auf dem Rücken der Pferde ebenfalls zu beenden.Auf der vorletzen Etappe hat es mich dann auch nochmals richtig aus dem Sattel gehauen. Pinto in seiner unnachahmlichen Psychotour wusste plötzlich nicht mehr ob er mehr vor einem aufgeschütteten Graben oder einem Verkehrsschild mit Flatterbandschnippsel auf der anderen Seite scheuen sollte. und dann gab er Gas. Mal eben den Timo abgeschüttelt, zack mit dem Huf noch einen verpasst, gib Fersengeld. Insgesamt bin ich dreimal von diesem liebenswerten Psycho abgegangen. Aber diesmal hat es weh getan und die eine oder andere tiefere Schramme zur Folge gehabt.Wirklich witzig war dann noch die Verkaufsaktion unseres Materials. Damit haben wir in El Cholar begonnen und einen Flohmarktstand direkt vor der Hosteria errichtet. Der Zulauf war beachtlich und die ersten Dinglichkeiten wurden verkauft. Dann kamen wir noch auf die fruchtbare Idee den örtlichen Radiosender in unsere Verkaufspropaganda einzubinden.
Dit hat denn nochmal multipliziert. Haben wir dann auch nochmal in El Huecu wiederholt. Dort haben wir dann auch unsere Pferde zurückgelassen (bzw. weiter oben in den Bergen auf Buta Mallin). Abschiedsgefühle werden nicht veröffentlicht 😉 Nur eines. Als Olfaktoriker fehlt mir der Geruch unserer Racker sehr. Auch das tägliche touch and paly ist nicht zu ersetzen. Von El Huecu sind wir nun über zwei Stationen nach San Carlos de Bariloche gefahren. Nach zwei Monaten im pampa-wilden Landleben endlich mal wieder Cafés, Boutiquen, Lebensmittelgeschäfte mit Leckereien und Hotels mit bekannten Standards. So habe ich mir als Endeffekt einer konsumistischen Übersprunghandlung erstmal eine grüne Sonnenbrille gekauft ;-)Philipp is nun vorgestern nach Buenos Aires abgreist. Ich werde morgen den 18.3. nach Santiago de Chile fahren. Und dann? Wirklich abendteuerliche Anschlussideen hammwa genug entwickelt. Schaun wa mal …Aber, ihr wisst … wie es ist. Die erste Million ist fasst aufgebraucht, die zweite will man wegen der Altersversorgung nicht anbrechen und die dritte Million soll fernab des Erreichbaren nur dafür da sein, die 2. Million im Falle der Totalabwertung des Euros zu ersetzen. Es Ist eben nicht einfach ;-)Timo(l)egal alias gringostyle
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